Was ist Bauhaus oder Hausbau?
Seit Ende April 2014 realisiere ich im
Weimarhallenpark ein Langzeitprojekt zum geplanten Bau des neuen
Bauhausmuseums. Technische Unterstützung erhalte ich dabei von der Yomayra Puentes-Rivera
(BHU Weimar / Doktorandin an der Fakultät Architektur). Die Künstlerin arbeitet und forscht zu Klanginstallationen.
Seit 2008 ist der Neubau Bestandteil des
Entwicklungskonzepts „Kosmos Weimar“ der Klassik Stiftung. Sie ist der Bauherr
des neuen Museums. 2010 einigten sich Stiftung und Stadtverwaltung auf einen
Bauplatz. 2012 setzte sich in einem Architekturwettbewerb der Entwurf durch,
der das Museum mit seiner Südseite im geschützten Weimarhallenpark
positioniert. Nachdem Professoren der Hochschule für Architektur und Bauwesen,
der Vorgängerin der Bauhaus-Universität Weimar, die Öffentlichkeit informiert
und Alternativen zu dem geplanten städtebaulichen Eingriff aufgezeigt hatten,
stimmte der Weimarer Stadtrat im Januar 2014 der Übereignung des Baugrundstücks
an die Klassik Stiftung und damit dem Neubau mit nur einer Gegenstimme zu. Der
Antrag, zu Standort und Kosten ein Bürgerbegehren durchzuführen, wurde Ende
März von der Stadtverwaltung abgelehnt. Erst seit Ende April informiert die
Klassik Stiftung über den Neubau auf ihrer Webseite ausführlich. Erstmals sind
nun auch die sensibleren Informationen verfügbar.
Ich habe mir zum Ziel gesetzt, nicht nur die
anstehenden Veränderungen zu dokumentieren, sondern auch Befindlichkeiten von
Bürgern auszuloten, meine eigenen eingeschlossen. Außerdem möchten ich die
Arbeit an einem neuen Antrag auf ein Bürgerbegehren unterstützen. Der Erfolg
eines solchen Begehrens hängt davon ab, ob die Weimarer motiviert genug sind,
ihre Interessen gegenüber Stadt und Stiftung durchzusetzen. Die Mehrheit derer,
mit denen ich gesproche haben, ist für ein Bauhausmuseum, aber gegen das
geplante.
Auslöser für das Projekt war die Verärgerung
über die Ablehnung des Antrags auf ein Bürgerbegehren Ende März 2014.
Die Initiatoren des Begehrens (M. Finkbeiner, K.
Lembcke, P. Schenk) wollten darüber abstimmen lassen, ob der Neubau nicht
besser auf dem Gelände errichtet werden sollte, das viele Weimarer bis heute
für den künftigen Bauplatz halten: der Parkplatz westlich des Gauforums. 3577
Stimmen hätten bei Zulassung des Antrags gesammelt werden müssen. Nachdem
die Klagefrist gegen die Ablehnung des Begehrens verstrichen war, war auf der
Webseite der Stiftung nachzulesen: Der Neubau schiebt sich mit einer Höhe von
30 Metern in den Weimarhallenpark. Dafür müssen alle Bäume in der Nordostecke
des Parks gefällt, eine Straße, eine Tiefgaragenzufahrt und Versorgungsleitungen
verlegt werden.
Neben den Kosten von gegenwärtig 9,5 Millionen Euro
für die Erschließung und das Umfeld macht auch das Konzept hinter diesem
Projekt wenig Lust auf die Baustelle. Das 2008 andiskutierte, lebendige Haus
mit Kindergarten und Werkstätten wird morgen wenig mehr sein als ein
postmoderner Guckkasten ohne praktischen Nutzen für die Weimarer. Für dieses
Konzept hätte man auch ein verfügbares Gebäude aufwerten können wie bspw. einen
Flügel des Gauforums, so der Vorschlag von K. Lembcke.
An kreativen Ideen wie z.B. einem dezentralen Bauhausmuseum (O.Weber) hat es in der Vergangenheit
nicht gefehlt. Allein, sie verhallten ungehört oder kamen als Echo in Form von
Denunziationen zurück. Das eigentliche Problem ist deshalb die Diskrepanz
zwischen dem Recht auf demokratische Mitbestimmung und der Interpretation dieses
Rechts seitens Stadtrat, Stadtverwaltung und Stiftung. Viel ist von
Bürgerhaushalt und direkter Demokratie die Rede. Doch wenn es konkret wird,
verweisen Entscheidungsträger auf ihre parlamentarische Legitimation, die nur
alle 4 oder 5 Jahre zur Disposition steht.
Seit Ende April 2014 interviewen Y. Puentes-Rivera,
J. Kemper und ich im Weimarhallenpark jeden Sonntag von 11 bis 14 Uhr
alle, die uns erzählen wollen, was sie vom neuen Bauhausmuseum halten. Dabei
habe ich festgestellt, dass ich mit meinem Unmut nicht alleine dastehen.
Außerdem lade ich jede Woche Gäste ein, von denen ich mir aufgrund ihrer
beruflichen und öffentlichen Funktion Informationen erhoffen. Natürlich bleibt
es oft bei „angefragt“. Auf dem Blog mache ich meine Erfahrungen in Wort
und Ton öffentlich.
Ich bin mir sicher, dass die Diskussionen um das
Museum erneut aufflammen werden, wenn die Weimarer statt auf die Bäume in eine
schwarze Baugrube starren. Die Zeit bis dahin sollten Bürgerbewegte für
Gespräche nutzen.
Sonntags von 11 bis 2 im Weimarhallenpark.
Hans-Jörg Röhrich
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