Ein paar Fakten wären nicht schlecht. Deshalb gehe ich in
unser provisorisches und unerträglich unattraktives Bauhausmuseum auf dem
Theaterplatz. Dort schaue ich mir das 3-D-Modell des Siegerentwurfs an. Es
steht im Kinosaal des Museums hinter einem schweren schwarzen Vorhang und ist
dankenswerterweise zugänglich, ohne dass man
Eintritt zahlen müsste. Die Präsentation von Bauplänen an der Wand neben
dem Modell jongliert mit den bekannten Formulierungen der Webseite der
Klassik-Stiftung.
Als ich meine vermutlich widerrechtlich gemachten Aufnahmen
mit den Gegebenheiten vor Ort vergleiche, erinnere ich mich wieder an die
ältere Dame: Man müsste halt mal Pläne anbieten, die der Normalsterbliche
versteht! Dass der Neubau nicht 265 Meter hoch werden kann, ist selbst mir
klar. Aber wie hoch er wird und ob meine Bank rückgebaut und die Bäume zu
Bänken werden, bleibt offen.
Am Sonntag möchte ich mich um 11 Uhr von meiner Bank
verabschieden. Zwischen mir und meiner Therapeutin werden Herr Lembcke und vielleicht
auch Herr Finkbeiner Platz nehmen. Wir könnten das Alter der Bäume hinter uns
bestimmen und uns ein bisschen empören. Hoffentlich ist schönes Wetter.
Ich beschließe beim Bauherrn anzurufen. Als ich mir auf der
Webseite der Klassik-Stiftung nach einem Ansprechpartner suche, fällt mir auf,
dass es neue Seiten für den interessierten Bürger gibt. Unter www.buergerinfo-bauhaus.de ergießt
die virtuelle Welt genauso viele Informationen in die Wirklichkeit, wie ich
brauche, um sie zu verstehen.
Meine Bank und die Bäume kommen weg.
Ich denke nach. Am 19. März hatte die Stadt den Antrag auf
ein Bürgerbegehren abgelehnt. Jetzt waren wieder vier Wochen verstrichen und
damit war auch die Zeit für eine Klage gegen die Ablehnung abgelaufen. Selbst
wenn die Initiatoren des Begehrens, Mario Finkbeiner, Kurt Lembcke und Peter
Schenk, jetzt noch quengeln wollten, müssten sie für einen neuen Antrag doch ganze
zwei Jahre warten. Sagt die Kommunal-ordnung §17. So „fristgerecht“ wie die
Stadtverwaltung den Herren das Urteil verkündete, so zuverlässig stellte sie alle
Informationen ins Netz, nachdem keine Klage folgte und sich daraufhin keiner aufregte.
Das ist eine Verschwörungstheorie. Nein, Weimar.
7. Warum müssen Bäume
gefällt werden? Und welche?
Der Standort an der Hangkante
bedingt das Fällen der dort stehenden Bäume sowie der Bäume, die direkt im
Baufeld für das Gebäude stehen. Es handelt sich in der Mehrheit um einen recht
jungen Bestand schnell gewachsener Bäume, die überwiegend keinem besonderen
Schutz unterliegen. Es wird für diese Bäume Ersatzpflanzungen an anderer Stelle
geben. (buerger-info)
Die Jungen in dieser Stadt haben eben Pech gehabt. Nicht nur
dass sie bereits ab 2014 über eine Webkamera vom Baugeschehen informiert werden
(geplanter Baubeginn bisher: Ende 2015), sie dürfen sich schon heute auf die
„Touristenströme“ freuen, die Weimar in die Akropolis aller Denkfabriken verwandeln
und zahlreiche neue Arbeitsplätze schaffen werden. Beispielsweise im
Museumscafé oder als Aufsichtskraft mit schickem Kostüm.