4.20.2014

Bauhaus oder Hausbau? Ein neues Museum für Weimar

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Was bisher geschah




Das Bauhaus-Museum am Theaterplatz soll in einen repräsentativen Neubau umziehen. Dazu wurde ein Architekturwettbewerb veranstaltet, an dem sich über 500 Architekten beteiligten. Im Sommer 2012 konnte sich Heike Hanada mit ihrem Entwurf durchsetzen. Dieser sieht vor, am Rand des Weimarhallenparks einen geometrisch klaren Körper mit einer von Glas geprägten Fassade zu errichten. Der erste Spatenstich für den Neubau soll laut Stiftung Weimarer Klassik Ende 2015 erfolgen.

Nachdem es vor und nach der Entscheidung für den Entwurf zu Kontroversen um den künftigen Standort gekommen war, beantragten drei Weimarer im Februar 2014 die Durchführung eines Bürgerbegehrens mit folgendem Wortlaut:

„Sind Sie dafür, den Neubau des Bauhausmuseums so zu verlegen, dass durch die Erhaltung der heutigen unteren Bertuchstraße bis zur Karl-Liebknecht-Straße als Hauptverkehrsstraße Millionen an Steuergeldern und städtischen Haushaltsmitteln eingespart werden und der Weimarhallenpark durch den Neubau nicht bedrängt wird?“

Vier Wochen später erklärte Oberbürgermeister Stefan Wolf das Bürgerbegehren auf einer Pressekonferenz mit dem Präsidenten der Stiftung Weimarer Klassik, Hellmut Seemann, für nicht zulässig. Die Begründung dürfte die Initiatoren einigermaßen überrascht haben: Sie hatten sich mit ihrem Begehren an die Falschen gewendet.  

Offen blieb die Frage, wer über die Verwendung der Haushaltsmittel entschied bzw. potentieller Einsparungen entschied, wenn nicht der Stadtrat.   


Wie ich darauf reagierte 
Ich war zornig. Wahrscheinlich deshalb, weil ich nur alle vier oder fünf Jahre abstimmen darf und man mich in dieser „wichtigen Angelegenheit des eigenen Wirkungskreises“ (Thüringer  Kommunalordnung §17) nicht abstimmen lassen wollte, obwohl ich, ja ich, seit mehr als 40 Jahren meine Schritte durch den Weimarhallenpark lenkte und mir wegen seiner ominösen Bedrängung Sorgen machte. Etwas, das mir vertraut war, würde sich verändern. Zum Positiven?
 
Der Park ist wie eine Insel in der Hektik der Stadt. Begrenzt von alten Bäumen und Büschen. Mit dem Teich in seinem Zentrum, zugegebenermaßen abgeschnitten vom Haus des prominentesten Geschäftsmanns der Goethezeit, Friedrich J. Bertuch, dem die Oase gehörte und der sich in der südwestlichen Ecke begraben ließ. Auf der Nordseite stehen Bänke, auf die den ganzen Tag die Sonne scheint. Wenn man Glück hat, findet man ein freies Plätzchen. 

Als Kind wollte ich immer mit einem der Ruderboote fahren. Man konnte sie in den 70er Jahren noch ausleihen. Eines Tages gab mein Vater nach, setzte meinen Bruder und mich in einen Kahn und wir schaukelten langsam zur Mitte. Doch ohne festen Boden unter den Füßen bekamen wir plötzlich panische Angst. Schrien, weinten. Und mein Vater lachte über das ganze Gesicht. So wurde aus größtem Verlangen das größte Unbehagen. So war das.



Was jetzt passiert


Ich könnte es mit Goethe halten und mich selig vor der Welt verschließen, ohne Hass natürlich. Oder ich empöre mich halt ein bisschen und entlade meinen Zorn kontrolliert mit der Hilfe von Yomayra Puentes-Rivera, einer Künstlerin vom anderen Ende der Welt. Wir werden beobachten, was passiert.  Mit dem Park, den Menschen, die ihn jeden Tag aufsuchen oder nur durchqueren. Mit uns. Mit dem Park.

Wir wollen herausfinden, wie es denen geht, die auf den Podiumsdiskussionen zum neuen Museum nicht zu Wort kamen, die nicht auf der Seite der Entscheidungs- sondern auf der Seite der Bedenkenträger stehen und in Kürze die Straßenseite wechseln müssen. Welche Erinnerungen verbinden die Weimarer mit diesem Park? Was wissen sie über den Neubau und wie stehen sie zu ihm? Auf die letzten beiden Fragen erwarten wir folgende Antworten:

Nicht viel. Es ist mir egal, aber…

Wir sind neugierig.


Hans-Jörg Röhrich
 
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