Das Bauhaus-Museum am Theaterplatz soll in einen repräsentativen Neubau umziehen. Dazu wurde ein Architekturwettbewerb veranstaltet, an dem sich über 500 Architekten beteiligten. Im Sommer 2012 konnte sich Heike Hanada mit ihrem Entwurf durchsetzen. Dieser sieht vor, am Rand des Weimarhallenparks einen geometrisch klaren Körper mit einer von Glas geprägten Fassade zu errichten. Der erste Spatenstich für den Neubau soll laut Stiftung Weimarer Klassik Ende 2015 erfolgen.
Nachdem es vor und nach der Entscheidung für den Entwurf zu
Kontroversen um den künftigen Standort gekommen war, beantragten drei Weimarer im
Februar 2014 die Durchführung eines Bürgerbegehrens mit folgendem Wortlaut:
„Sind Sie dafür, den Neubau des Bauhausmuseums so zu
verlegen, dass durch die Erhaltung der heutigen unteren Bertuchstraße bis zur
Karl-Liebknecht-Straße als Hauptverkehrsstraße Millionen an Steuergeldern und
städtischen Haushaltsmitteln eingespart werden und der Weimarhallenpark durch
den Neubau nicht bedrängt wird?“
Vier Wochen später erklärte Oberbürgermeister Stefan Wolf das
Bürgerbegehren auf einer Pressekonferenz mit dem Präsidenten der Stiftung
Weimarer Klassik, Hellmut Seemann, für nicht zulässig. Die Begründung dürfte
die Initiatoren einigermaßen überrascht haben: Sie hatten sich mit ihrem
Begehren an die Falschen gewendet.
Offen blieb die Frage, wer über die Verwendung der
Haushaltsmittel entschied bzw. potentieller Einsparungen entschied, wenn nicht
der Stadtrat.
Wie ich darauf reagierte
Ich war zornig. Wahrscheinlich deshalb, weil ich nur alle
vier oder fünf Jahre abstimmen darf und man mich in dieser „wichtigen
Angelegenheit des eigenen Wirkungskreises“ (Thüringer Kommunalordnung §17) nicht abstimmen lassen
wollte, obwohl ich, ja ich, seit mehr als 40 Jahren meine Schritte durch den
Weimarhallenpark lenkte und mir wegen seiner ominösen Bedrängung Sorgen machte. Etwas, das
mir vertraut war, würde sich verändern. Zum Positiven?
Der Park ist wie eine Insel in der Hektik der Stadt.
Begrenzt von alten Bäumen und Büschen. Mit dem Teich in seinem Zentrum,
zugegebenermaßen abgeschnitten vom Haus des prominentesten Geschäftsmanns der
Goethezeit, Friedrich J. Bertuch, dem die Oase gehörte und der sich in der
südwestlichen Ecke begraben ließ. Auf der Nordseite stehen Bänke, auf die den
ganzen Tag die Sonne scheint. Wenn man Glück hat, findet man ein freies
Plätzchen.
Als Kind
wollte ich immer mit einem der Ruderboote fahren. Man konnte sie in den 70er
Jahren noch ausleihen. Eines Tages gab mein Vater nach, setzte meinen Bruder
und mich in einen Kahn und wir schaukelten langsam zur Mitte. Doch ohne festen
Boden unter den Füßen bekamen wir plötzlich panische Angst. Schrien, weinten.
Und mein Vater lachte über das ganze Gesicht. So wurde aus größtem Verlangen
das größte Unbehagen. So war das.
Was jetzt passiert
Ich könnte
es mit Goethe halten und mich selig vor der Welt verschließen, ohne Hass
natürlich. Oder ich empöre mich halt ein bisschen und entlade meinen Zorn
kontrolliert mit der Hilfe von Yomayra Puentes-Rivera, einer Künstlerin vom
anderen Ende der Welt. Wir werden beobachten, was passiert. Mit dem Park, den Menschen, die ihn jeden Tag
aufsuchen oder nur durchqueren. Mit uns. Mit dem Park.
Wir wollen
herausfinden, wie es denen geht, die auf den Podiumsdiskussionen zum neuen
Museum nicht zu Wort kamen, die nicht auf der Seite der Entscheidungs- sondern
auf der Seite der Bedenkenträger stehen und in Kürze die Straßenseite wechseln müssen.
Welche Erinnerungen verbinden die Weimarer mit diesem Park? Was wissen sie über
den Neubau und wie stehen sie zu ihm? Auf die letzten beiden Fragen erwarten
wir folgende Antworten:
Nicht
viel. Es ist mir egal, aber…
Wir sind
neugierig.
Hans-Jörg Röhrich